Wie ich plötzlich Radlerhosen und Helm anhatte
30 Jahre lang war das Fahrrad für mich nur ein Fortbewegungsmittel, um in der Stadt von A nach B zu kommen. Menschen, die hautenge Radlerhosen und einen Helm trugen, habe ich immer belächelt und dachte mir sowas wie: „Was für Spießer“. Niemals würde ich so durch die Stadt fahren. Das Rad diente mir lediglich dazu von der Haustür zur U-Bahn zu kommen, zur Isar zu fahren oder einfach dazu, nicht auf ein Auto angewiesen zu sein.
2022 passierte dann aber das Unvorstellbare. Auf einem mal saß ich selber in voller Fahrradmontur mit Helm auf dem Kopf und einer schnellen Fahrradbrille auf einem Fahrrad.
Ein neuer Spießer mit Radlerhosen und Helm war geboren.

Der Wunsch von Freiheit.
Wie konnte es nur soweit kommen? Jetzt gibt es die ganze Story, wie ich dazu kam, mich in eine enge Radlerhose zu quetschen und Begriffe wie Hungerast, Shimano Di2, Watt, Komoot in mein Leben kamen.
Menschen, die einfach machen, worauf sie Lust haben oder denen keine Idee zu absurd erscheint, begeistern mich. So kam es, dass ich mir nach und nach verschiedene Dokumentationen über Leute ansah, die mit dem Fahrrad nicht nur zur U-Bahn fahren, sondern um die ganze Welt. Nach und nach begleitete ich also Touren von Berlin bis nach Shanghai oder quer durch Australien. Natürlich nur vor dem Bildschirm. Aber diese Abenteuerlust, die dabei entstand und das Freiheitsgefühl haben mich gepackt. Ich recherchierte viel zum Thema Bikepacking und setze mich mit diversen Fahrradmodellen auseinander, mit denen solche Expeditionen möglich wären.
Am Ende gibt es eine kleine Liste mit den Dokumentationen, die mir im Kopf geblieben sind.
Das erste Rad und ein neuer Job
Parallel zu der Recherche nach Fahrradmodellen, mit denen man die ersten Bikepacking-Abenteuer starten kann, welche man aber auch im Alltag oder als Sportgeräte verwenden kann, gab es einen neuen Job. Da ich gerne neben meiner eigentlich Arbeit noch was anderes sehen und machen wollte, suchte ich mir einen Nebenjob. Die Stellenanzeige von buycycle passte wie die Faust aufs Auge – „Unterstützung in der Werkstatt“! Wer buycycle nicht kennt: DIE Online Plattform, wenn es um gebrauchte Rennräder, Gravelbikes oder MTBs geht.
Da gibt es nun mich, der nicht viel Ahnung von Rädern hat, aber Lust hat auf einem Fahrrad zu reisen und dann die Stelle bei der jemand gebraucht wird, der an Rädern rumschraubt und motiviert ist. Treffer!
Ich startete bei buycycle in der Werkstatt und lernte von einem der renommiertesten Fahrradmechanikern (die ich kenne) – Federico. Von ihm lernte ich Alles. Bremsflüssigkeit wechseln, neue Bremsscheiben, Schaltung einstellen, defekte Teile tauschen, Reifen wechseln…..
Die Recherche wurde also nun ordentlich befeuert und ich habe mein erstes Rad gefunden.
Ein Gravelbike.
Es sollte ein Cannondale werden, da hier die meisten Anschraubmöglichkeiten für Taschen zu finden waren. Bikepacking ohne Gepäck wird schwierig. Nach wochenlanger Suche habe ich ein Modell in meiner Größe gefunden:


Die ersten Fahrversuche
Das Fahrrad war gefunden und die Motivation hoch. Das Wetter spielte nur erstmal nicht mit. Also blieb genug Zeit, sich mit den Dingen auseinanderzusetzen, die es sonst noch zum „professionellen“ Fahrradfahren braucht: Helm, hautenge Radlklamotten, Fahrradtaschen, kleine Luftpumpe, Licht, … Eine unzählige Liste, die es in einem anderen Blogpost mal zu lesen gibt.
Das Wetter wurde besser und das neue Rad konnte endlich ausgefahren werden. Doch die ersten Male waren eher ernüchternd. Alleine durch das Münchner Umland bei immer noch kühlen Temperaturen. Jeder Kilometer mehr zauberte mir ein Grinsen in’s Gesicht. 20 Kilometer, 25 Kilometer, 30 Kilometer. Immer ein bisschen weiter bis ich mich dann auch getraut habe, bei meinen Freunden mitzufahren, die schon deutlich länger auf so einem Rad sitzen.
Die erste 50 Kilometer Tour habe ich mit meinem guten Freund Valentin zurückgelegt. Das erste Mal hoch auf die Ludwigshöhe – DEM Radsport Spot für Münchner*innen. Hier bin ich glaube ich das erste Mal über meine Grenzen gegangen. Oben angekommen dachte ich, dass ich gleich umkippe, aber die Anstrengung hat sich gelohnt!
Von den YouTube Filmen zu den ersten eigenen Radtouren. Manche Dinge muss man einfach erst ausprobieren, um zu merken, ob sie einem Spaß machen oder nicht. Jetzt kann ich sagen, dass das einzige, was ich falsch gemacht habe, ist, dass ich nicht schon früher damit angefangen habe.
Ich freue mich, dass du bei der Reise dabei bist. Bald kommt der Part 2 von meiner Radkarriere. In Zukunft findet ihr hier dann auch Tourenberichte und meine Lieblingsrouten!
Simon´s Doku-Tipps:
- Berlin 2 Shanghai. Film auf YouTube
Zwei Brüder, zwei Räder, 13.000 Kilometer.
Simon’s Score: 8.5/10 - Biking Borders. Film auf Netflix
Die besten Freunde Max und Nono fahren für eine einzigartige Spendenaktion zum Bau einer Grundschule mit dem Fahrrad von Berlin nach Peking.
Simon’s Score: 9/10 - Pedal the World. Film auf Netflix
Felix Starck dokumentiert im Laufe eines unvergesslichen und abenteuerlichen Jahres seine 18.000 Kilometer lange Fahrradreise durch 22 Länder.
Simon’s Score: 8/10 - Triathlon around the world. Serie auf YouTube
Jonas Deichmann fährt schwimmt und rennt einmal um die Welt.
Simon’s Score: 8.5/10 - On her own. Film auf YouTube
Wiebke Lühmann auf ihrer Reise vom Hamburg ans Nordkap. 3500 Kilometer in 30 Tagen.
Simon’s Score: 8/10
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